Sonntag Quasimodogeniti

Worte und Gedanken zum Sonntag »Quasimodogeniti«, 19. April 2020

Bildrechte beim Autor

Lesung aus dem Alten Testament:Jesaja 40, 26-31

Blickt nach oben und seht: Wer hat(dies)  alles erschaffen? Er, der ihr Heer hervortreten lässt, abgezählt, sie alle ruft er mit Namen herbei. Der Fülle an Kraft wegen, und weil er vor Kraft strotzt, geht kein Einziger verloren. Warum, Jakob, sagst du, und, Israel, warum sprichst du: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht entgeht meinem Gott.«? Hast du es nicht erkannt, hast du es nicht gehört: Ein ewiger Gott ist der HERR, der die Enden der Erde geschaffen hat! Er ermattet nicht und wird nicht müde, seine Einsicht ist unerforschlich. Dem Ermatteten gibt er Kraft, und wo keine mehr Kraft ist, gibt er große Stärke. Junge Männer ermatten und werden müde, Männer straucheln unvermeidlich. Die aber, die auf den HERRN vertrauen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Schwingen; sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und ermatten nicht.

Ofthört man den meist skeptisch gemeinten Satz:"Ich glaube nur, was ich sehe". Nur das, was ich be-greifen kann; nur das, was ich mit meinem Verstand erfassen kann: Nur das hat Bestand. Das Unbegreifliche; das, was ich beim besten Willen nicht verstehen und in mein Weltbild einordnen kann: Das macht mir Angst. Und deshalb 'mache ich zu', lasse ich dieses vielleicht sogar Unheimliche sicherheitshalber nicht an mich heran.

Was wir an Ostern gefeiert haben, ist so etwas Unbegreifliches, Unglaubliches, nicht mit den Maßstäben der Vernunft in den Griff zu Bekommendes. Schon die unmittelbaren Zeugen, die Anhänger*innen Jesu, hatten ihre Schwierigkeiten mit der Botschaft der Auferstehung. Der Zweifler Thomas aus dem Sonntagsevangelium steht prototypisch dafür: "Erst will ich ihn sehen, ihn berühren, denAuferstandenen, bevor ich glauben kann!"

Schöpfung und Neuschöpfung – das Wort des Propheten Jesaja spannt den Bogen ganz weit; führt uns zu den Ursprüngen zurück und öffnet gleichzeitig den Blick nach vorn: Der, der alles Sein ins Leben gerufen hat, trägt auch dafür Sorge, dass es weitergeht, dass etwas weitergeht. Auch da geht es viel um Glauben und eben gerade deshalb auch um den Unglauben. "Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen". so formuliert es Martin Luther in seiner Auslegung zum I. Artikel unseres Glaubensbekenntnisses. Ich glaube es – und lasse mich von allerlei Kritizismus nicht davon abbringen.

 Quasimodogeniti  (Wie die neugeborenen Kindlein)  heißt dieser erste Sonntag nach dem Osterfest. Der Name geht auf die altkirchliche Sitte zurück, dass alle, die in der Osternacht getauft worden waren, bis zu diesem Tag weiße Gewänder tragen durften – Zeichen der neuen Reinheit vor Gott; Ausdruck auch des 'kindlichen' Vertrauens zu ihm.

Die aber, die auf den HERRN vertrauen, empfangen neue Kraft. Da ist sich Jesaja sicher. Vertrauen zu haben zu Gott wie ein Kind, das Vater und Mutter vertraut: darauf komme es an. Wobei 'kindlich sein' etwas völlig anderes ist als 'kindisch sein'. Sich auf Gott verlassen; darauf vertrauen, dass er weiß, was er tut, was gut und richtig für mich ist: Das ist kindlich im besten Sinn. Der, der alles erschaffen hat und auch mich und meine Existenz in der Hand hält: Er ermattet nicht und wird nicht müde.

Sich diesem starken Gott anvertrauen: Dazu bin ich eingeladen, immer wieder aufs Neue. Auch heute noch. Und so wie in der Schöpfung immer wieder alles neu wird, so wird auch mein Leben immer wieder neu werden und irgendwann in das neue Sein der Auferstehung übergehen. Anteil daran haben wir jetzt schon, durch unsere Taufe. Auch daran erinnert der heutige Sonntag mit dem wunderschön klingenden Namen Quasimodogeniti.

 Gebet:

 Die ganze Schöpfung jubiliert und jauchzt über das Wunder des Lebens. 

Du, Gott, hast uns von der Macht des Todes befreit. Das haben wir gefeiert, trotz alledem, in den zurückliegenden Ostertagen. In uns singt und jubiliert die neue Schöpfung,das Leben, das du uns schenkst.

Dank sei dir für Lebendigkeit und Freude, für Aufatmen und Lachen, für dein Dasein im Leben, im Tod und in Ewigkeit.  Amen.

c/o Evang.-Luth. Dreieinigkeitskirche Regensburg, Pfarrergasse 5, 93047 Regensburg