Andacht zu Himmelfahrt

Gedanken zum Himmelfahrtstag, 21. Mai 2020

Lesung aus der Apostelgeschichte des Lukas 1, 8-12a
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»Wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt,«,  sagte Jesus zu seinen Jüngern, »dann werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden; und das wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein  – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und überall sonst auf der Welt, selbst in den entferntesten Gegenden der Erde.« Nachdem er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Dann hüllte ihn eine Wolke ein, und sie sahen ihn nicht mehr. Während sie noch wie gebannt zum Himmel hinaufblickten, dorthin, wo Jesus verschwunden war, standen mit einem Mal zwei Männer in leuchtend weißen Gewändern bei ihnen.  »Ihr Männer von Galiläa«, sagten sie,  »warum steht ihr hier und starrt zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel genommen worden ist, wird wiederkommen, und zwar auf dieselbe Weise, wie ihr ihn habt gehen sehen.« Daraufhin kehrten die Apostel nach Jerusalem zurück.

»Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf«, heißt es in einem Kanon  (EG 562). Und später wird man singen:  » ... und plötzlich tat sich der Himmel auf und der Geist brach ein. Feuer vom Himmel, Kraft aus der Höhe, heimlicher Jubel im Leid der Welt« (feiert gott 65). »Wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt« eine Verheißung; ein göttliches Versprechen, das sich erfüllen wird und das so viel mehr ist, als alle Himmelfahrtsromantik aussagen kann. Der Himmel steht offen. Und er bleibt offen. Gott, der auf Erden gelebt und gewirkt hat, kehrt gleichsam zu seinen Ursprüngen zurück. Und die Menschen starren zum Himmel hinauf, suchen taumelnd nach Worten und bleiben doch nur bei Sprachbildern hängen: »Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters«, zum Beispiel. Als ob es tatsächlich (noch) einen himmlischen Thronsaal gäbe und Gott nicht längst Wohnung in unseren Herzen genommen hätte ... Fürwahr: Der Himmel steht offen. Und er bleibt offen! Hören wir diese Botschaft wirklich? Der Gott, von dem wir uns entfremdet haben, ist nicht mehr länger fern. Er ist nicht 'weg'; ganz im Gegenteil. Er hat tiefe Spuren in seiner Schöpfung hinterlassen. Aber nicht so, als ob er sich 'abgedrückt' hätte, um zu entschweben. Nein: Spuren, denen wir nachfolgen sollen und dürfen.

Der heutige Feiertag ruft in die Nachfolge. »Ihr Männer von Galiläa, warum steht ihr hier und starrt zum Himmel hinauf?  Was steht ihr untätig herum, ihr Menschenkinder? Macht euch auf, um die Botschaft vom liebenden Gott weiterzutragen und weiterzusagen. Geht in eure Welt (zurück), in euren Alltag, zu denen, die euch wichtig sind und am Herzen liegen. Sagt ihnen, dass sie keine Angst vor der Zukunft zu haben brauchen, auch keine Angst vor dem, was sie momentan beschäftigt und vielleicht auch quält, ratlos und sprachlos macht. »Daraufhin kehrten die Apostel nach Jerusalem zurück«, heißt es am Ende ganz unspektakulär. Natürlich bleiben die Jüngerinnen und Jünger nicht tatenlos am Ort des Abschiednehmens stehen. Aus dem Fortgang der Geschichte wissen wir, dass sie sich auf den Weg gemacht haben, auf viele Wege, um Botinnen und Boten des Evangeliums zu sein. Einer dieser Pfade führt bis zu uns. Und er endet nicht im Hier und Heute. Er will weiter beschritten sein, von uns. Ein 'Zwischenfest' feiern wir heute, wenn man so will. Der Heilige Geist wird herabkommen, Verstetigung der Gegenwart des einen Gottes mitten unter uns. Ein Fest der Hoffnung also, der Perspektive. Und ein Fest des Trostes: Wir sind nicht allein, Gott sei Dank. In allen Wirrnissen und Unsicherheiten steht uns einer zur Seite. Er begleitet uns mit seinem Wohlwollen, wenn wir Liebe wagen. Tatsächlich: Er traut uns eine ganze Menge zu. Wir müssen uns nur trauen ...

Gebet:

Öffne den Himmel, guter Gott, und lass dein Licht sehen alle, in deren Häuser und Herzen Dunkelheit eingekehrt ist; die etwas erfahren haben, das ihnen Angst macht; die etwas aufgeben mussten, worauf sie gehofft hatten; die jemanden verloren haben, der ihnen viel bedeutet hat.
Öffne den Himmel und lass deine Nähe spüren alle, die allein und einsam sind; die niemanden haben, der mit ihnen redet und der ihnen zuhört, der sich für sie Zeit nimmt und da ist, wenn er gerufen wird.
Öffne den Himmel und lass deine Liebe erfahren alle, die nicht beachtet, nicht ernst genommen, nicht wertgeschätzt werden; die auf ein freundliches Wort warten, ein liebevolles Lächeln, eine Geste der Zuneigung.
Öffne den Himmel und lass deine Herrlichkeit schauen alle, deren Tage auf Erden zu Ende gehen und die darauf hoffen, dass für sie wahr wird, was sie zeit ihres Lebens geglaubt haben.
Öffne den Himmel und lass uns alle unseren Blick auf dich richten, Gott. Lass uns dich sehen. Mitten unter uns. In aller Nähe, die wir erfahren, und in aller Liebe, die wir einander schenken.  Amen

Dass sich der Himmel auch Ihnen immer wieder öffnen möge, wünscht Ihnen von Herzen
Ihr Pfarrer Uli Burkhardt

 

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